Überarbeitete Fassung // Zürich / Schweiz // Eventbranche // Lesedauer 9 Minuten
Zirkus – ein Relikt vergangener Zeiten? Keineswegs. Wer genau hinsieht, entdeckt darin eine überraschend aktuelle Parabel für Unternehmen: Ein Traditionsbetrieb mit sinkender Nachfrage, hohem Fixkostenblock, gesättigtem Markt und zunehmendem Wertewandel – und dennoch fanden wir ein Erfolgsbeispiel für strategische Neupositionierung: Der Weihnachtszirkus Conelli in Zürich. Was ihn auszeichnet? Ein glasklares Profil, konsequente Fokussierung und der Mut, Neues zu wagen.
Magie liegt in der Luft, wenn die Welt der Artistik seine Manege öffnet. Schon beim ersten Betreten steigt die Spannung, das Herz klopft – und wenn sich endlich der Vorhang hebt, entfaltet sich eine Welt voller Staunen: Akrobaten, Harlekine, Dompteure, Dresseure, Fakire, Jongleure, Pantomimen, Seiltänzer, Trapezkünstler und Stelzenläufer entführen das Publikum in eine andere Wirklichkeit. Weihnachtszirkusse leuchten in der emotional aufgeladenen Adventsstimmung – und versprechen ein Erlebnis, das verzaubert. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht hingegen verliert das ambulante Schaugewerbe zunehmend an Glanz. Die einstige Begeisterung weicht heute oft einem Achselzucken, wenn es heisst: «Der Zirkus ist in der Stadt.» Wie gelingt es modernen Wanderzirkussen, sich angesichts veränderter Erwartungen und Herausforderungen neu zu erfinden?

Relevanz statt Routine: Wandershows im Wandel der Erwartungen
Der Begriff «Zirkus» kommt aus dem Lateinischen und bedeutet «Kreis». Erfunden wurde der moderne Showgewerbe im 18. Jahrhundert vom Briten Philip Astley, der als erster eine Pferdeshow mit Akrobaten und Clowns kombinierte und die 13-Meter-Manege einführte. Um 1900 erlebten Wanderzirkusse mit exotischen Tieren ihre goldene Ära. Doch mit den Weltkriegen und der Einführung von Kino und Fernsehen verlor das traditionelle Unterhaltungsgeschäft an Popularität.
Ab den 1990er-Jahren änderte sich die gesellschaftliche Haltung: Tierschützer protestierten, und Städte verhängten Auftrittsverbote. Infolgedessen blieben die Einnahmen aus, und viele Betriebe mussten schließen. Einige Zirkusse, wie Roncalli, setzten auf Innovation. Sie ersetzten Tiernummern durch Hologramm-Technologie und begeisterten das Publikum mit tierfreien Projektionen. Mit der Jahrtausendwende etablierte sich der Zeitgenössische Zirkus, bei dem eine Geschichte durch Artistik, Licht und Musik erzählt wird, ohne Tiere. Wie hat die Corona-Pandemie die Strukturen und Überlebenschancen des ambulanten Schaugewerbes verändert?
Was Corona mit dem ambulanten Schaugewerbe gemacht hat
Die Corona-Pandemie traf die Veranstaltungsbranche wie ein Komet – mit voller Wucht und ohne Vorwarnung. Wo einst Applaus war, herrschte plötzlich Stille. Statt Rampenlicht gab es staatliche Hilfen – wenn überhaupt. Viele Betriebe kämpfen bis heute mit den Folgen. Die Krise offenbarte die Schwachstellen des Geschäftsmodells, das auf Mobilität und Menschenmengen basiert. Steigende Kosten und sinkende Zuschauerzahlen setzten die Branche unter enormen Druck. Selbst internationale Grössen wie der hoch verschuldete Cirque du Soleil mussten 2020 Insolvenzschutz beantragen – ein Schock für das gesamte Gewerbe.
Die Pandemie hat auch in der Schweiz tiefe Spuren in der Manege hinterlassen. Viele traditionelle Wanderzirkusse, wie der Zirkus Royal – nach 56 Jahren – und der Zirkus Nock mit seiner 158-jähriger Geschichte, mussten ihren Betrieb einstellen. Der Nationalzirkus Knie hingegen zeigte strategische Resilienz. Durch Crowdfunding und die Anpassung an den Zeitgeist, wie den Verzicht auf Wildtiere, konnte Knie seine erste Tournee nach der Pandemie zur erfolgreichsten in der über 100-jährigen Geschichte machen. Die überwältigende Nachfrage beweist die starke emotionale Bindung des Publikums. Wie kann sich das Schaustellergewerbe in einem herausfordernden Marktumfeld durch innovative Konzepte und Nischen positionieren, um langfristig zu überleben?
Überleben in der Nische: Warum das Showgewerbe sich neu erfinden muss
Trotz erfolgreicher Comebacks kämpft die Branche weiterhin mit einem gedrückten Konsumklima. Inflation, steigende Kosten und geopolitische Unsicherheiten zwingen die Konsumenten zum Sparen. Da Ausgaben für Freizeit und Kultur als Erstes gekürzt werden, drohen weitere Verluste.
Die einzige Überlebensstrategie ist daher die Positionierung in Nischenmärkten. Wer nicht in der breiten Masse untergehen will, muss sich neu erfinden. Die Manege mag bleiben, aber das Spiel darin muss sich verändern.
In der Schweiz begeistern mehrere kreative Zirkusformate mit eigenständigen Konzepten. Der Circus Monti setzt auf poetische, theaterähnliche Inszenierungen und spricht damit ein kulturinteressiertes Publikum an. Clowns & Calorien kombiniert artistische Unterhaltung mit einem mehrgängigen Dinner und bietet ein einzigartiges Showerlebnis – besonders beliebt für Firmenanlässe. Der Zirkus Mugg überzeugt als familiäres Kleinformation mit liebevollen Programmen für Kinder und Familien. Ergänzt wird die Szene durch Formate wie Zirkus Chnopf, der als Jugendprojekt jungen Talenten eine Bühne bietet und zeitgenössischen Zirkus mit gesellschaftlichen Themen verbindet. Oder man nutzt die emotionale Vorweihnachtszeit um sich in Szene zu setzen. Wie kann das gelingen?
Je virtueller der Alltag, desto mehr zählt echter Manegenzauber
Seit über 40 Jahren begeistert der Circus Conelli das Publikum auf dem Zürcher Bauschänzli und zählt heute zu den renommiertesten Weihnachtszirkussen Europas. Gegründet 1982 vom Artisten Conny Gasser, der selbst im Tourwagen zur Welt kam, verwirklichte er gemeinsam mit seiner Frau Gerda Hernaiz die damals verrückt anmutende Idee eines Weihnachtszirkus mitten im Winter. Nach einer erfolgreichen Premiere auf dem Sechseläutenplatz fand Conelli 1992 seine feste Heimat auf einer kleinen, künstlich angelegten Insel zwischen der Limmat und dem Zürichsee. Dank ihrer klaren Positionierung, Innovationskraft und Hartnäckigkeit hat sich das einzigartige Erlebnis fest im Herzen der Stadt verankert und zieht seither jährlich Tausende in seinen Bann.



Ab Ende November 2025 öffnet das rote Chapiteau für rund sechs festliche Wochen seine Türen. Hinter den Kulissen arbeitet die Familie Gasser fast das ganze Jahr an Programm, Musik und Inszenierung – mit Erfolg: Bis zu 60.000 Gäste besuchen die Shows jährlich, viele Vorstellungen sind restlos ausverkauft. Diese enorme Nachfrage in der kurzen Saison generiert einen Millionenumsatz – Geld, dass ein herkömmlicher Wanderzirkus oft in mehreren gewöhnlichen Monaten einspielt.
Tickets, Events und kulinarische Highlights
Der Veranstalter setzt auch in der neuen Saison auf sein bewährtes Erfolgsrezept: Internationale Spitzenartisten begeistern mit spektakulären Akrobatik-Darbietungen, begleitet vom größten Manegen-Orchester Europas, das mit live gespielter Musik emotionale Höhepunkte schafft. Ob klassischer Eventabend oder exklusiver Gala-Event – für jeden Geschmack ist etwas dabei. Reguläre Tickets für Vorstellungen um 14 Uhr beginnen bei 43.80 Franken pro Person. Wer es besonders mag, kann Gala-Abende mit 4-Gänge-Gourmet-Menü oder das Silvestermenü buchen, zubereitet von der Candrian Catering AG. Vergünstigte Preise gelten für Kinder und Senioren an Nachmittagsvorstellungen sowie an Sonn- und Feiertagen. Spezielle Abende mit Fondue Chinoise runden das Angebot ab. Der offizielle Ticketverkauf läuft bereits. Am 25. Dezember und 1. Januar 2026 finden keine Veranstaltungen statt.
Ein Weihnachtszirkus ist weit mehr als Unterhaltung – es ist ein Ort voller Emotionen, bleibender Erinnerungen und magischer Momente jenseits des digitalen Alltags. Genau deshalb ist es der ideale Rahmen für ein unvergessliches Weihnachtsessen mit der Firma. In einer Zeit, in der Wertschätzung mehr zählt als ein schneller Lunch an der Ecke, schaffen echte Erlebnisse in festlicher Atmosphäre nachhaltige Motivation. Der Jahresabschluss bietet die perfekte Gelegenheit, gemeinsam innezuhalten – und den Teamgeist für das neue Jahr zu stärken.
Du träumst dich in den Weihnachtszirkus Conelli
Wie wird die Weihnachtsshow in diesem Jahr? Welche Überraschungen erwarten dich? Und wird sie wieder so magisch wie in den Jahren zuvor?
Es ist ein milder Herbstabend, du sitzt vor deinem Laptop und studierst das Conelli-Programm. Du beginnst zu träumen – von diesem besonderen Spaziergang am frühen Abend, wenn dich der Weg vom Zürcher Hauptbahnhof entlang der festlich beleuchteten Bahnhofstrasse führt. Du schlenderst vorbei an funkelnden Schaufenstern, atmest den Duft von frisch gerösteten Marroni und spürst, wie mit jedem Schritt in Richtung Bellevue die Vorfreude wächst. Je näher du deinem Ziel kommst, desto mehr verschmelzen Lichterglanz, Winterzauber und festliche Stimmung zu einem Moment purer Magie.
Und dann siehst du es – das Zelt. Wie ein rubinroter Edelstein schimmert es auf dem Bauschänzli, eingebettet zwischen Fluss, See und Stadt. Es wirkt nicht nur beleuchtet – es scheint von innen heraus zu leuchten. Du atmest tief ein: Glühwein, gebrannte Mandeln, ein Hauch von Zimt – die Luft ist erfüllt von weihnachtlicher Verheißung. Dein Herz klopft leise, aber voller Erwartung.
Du schreitest über den roten Teppich, hinein in eine Welt aus rotem Samt, Gold und Glanz. Kronleuchter werfen warmes Licht im geheizten Vorzelt, während sanfte Musik wie flüssiger Honig durch deine Gedanken fließt. Der Alltag fällt von dir ab. Nach einem prickelnden Apéro geht es los. Hereinspaziert ins Hauptzelt – du nimmst Platz, und draußen verstummt die Welt. Nur noch du, das Zelt – und das, was gleich beginnt.
Das Licht wird gedimmt, der Vorhang hebt sich. Du hältst den Atem an. Die Show beginnt – real, magisch, lebendig.
African Dream eröffnet den Abend mit einer atemberaubenden Choreografie voller Energie, Tempo und Rhythmus. Die Artisten wirbeln durch die Manege, tanzen mit der Schwerkraft, mit der Musik – und mit dir. Pure Lebensfreude erfüllt den Raum.



Hakuna Matata bringt Leichtigkeit in die Manege – und in dein Herz. Unbeschwert, verspielt und voller Überraschungen lassen sie dich lachen, staunen und für einen Moment alles vergessen. Es fühlt sich an wie ein Sonnenstrahl mitten im Winter.
Dann treten die Lemon Brothers ins Scheinwerferlicht. Ihre Darbietung auf dem Schleuderbrett ist ein akrobatisches Spektakel in luftiger Höhe – eine mitreißende Mischung aus Mut, Können, Vertrauen und einem Hauch Verrücktheit. Du hältst den Atem an, bis der tosende Applaus das Zelt erfüllt.
Plötzlich wird es still. Das Quartett Prilepin tritt auf – vier Körper, ein Atem, ein einziges Gedicht in Bewegung. Ihre Vertikalseil-Nummer ist so zart, so kunstvoll, dass du dich in der Musik und der Eleganz verlierst. Für einen Moment scheint alles schwerelos.
Dann kommt Regina Laruss in die Manege – die Meisterin der Illusion. Ein Tuch wird zur Taube, ein leerer Kasten zum Wunder. Du traust deinen Augen nicht – und genau das ist der Zauber. Sie lächelt kaum, doch in ihrer stillen Präsenz liegt pure Magie.
Mit einem Schlag wird es lebendig. Die Troupe Addis Ababa erfüllt die Manege mit Trommeln, Akrobatik und ansteckender Lebensfreude. Menschliche Pyramiden, fliegende Körper, leuchtende Augen – du spürst den Rhythmus, klatschst im Takt und fühlst dich mitten im Geschehen.
Zum Abschluss kommt sie: Ximena Riveros. Ihre Stimme erfüllt das Zelt mit Seele und Sehnsucht. Sie singt von Weihnachten, von Wärme, von Hoffnung. Ihre Lieder sind wie eine Umarmung, sanft und tief berührend – ein leuchtender Schlusspunkt, der dich nicht mehr loslässt.
Zwei Stunden vergehen wie ein Wimpernschlag. Du verlässt das warme Zelt, die kalte Winternacht empfängt dich. Es fällt Schnee. Ganz leise. Du atmest tief ein. Und irgendetwas in dir ist warm geblieben – etwas Leuchtendes, das nicht vergeht. Denn du warst da. Im Circus Conelli. Und ein kleines Stück Zauber nimmst du mit nach Hause.
Fazit
Wer im Sturm bestehen will, muss den Mut haben, den Vorhang zu heben. Erfolg misst sich heute nicht an Grösse, Lautstärke oder Tradition – sondern an der Fähigkeit, Wandel nicht nur zu ertragen, sondern aktiv zu gestalten. Nicht der Dinosaurier überlebt, sondern die Maus. Nicht der Nostalgiker gewinnt, sondern der Visionär mit Haltung.
Der Circus Conelli zeigt, wie strategische Klarheit, emotionale Relevanz und Anpassungsfähigkeit selbst in einem schrumpfenden Markt begeistern können. Veränderung ist kein Risiko – sie ist die Bühne, auf der Zukunft gespielt wird. Wer sie betritt, bekommt den Applaus später. Aber zuerst braucht es Mut.
Circus Conelli
Stadthausquai 2
8001 Zürich
Telefon 044 212 33 33
E-Mail: office@circus-conelli.ch
https://circus-conelli.ch
https://facebook.com/circusconelli
https://instagram.com/circusconelli
Anreise
Ab Zürich HB in ca. 10 Minuten zu Fuss erreichbar oder mit der Tram 11 bis Bürkliplatz.
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